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Dolmetschen

Was geschieht beim Dolmetschen?

Beim Dolmetschen handelt es sich um die mündliche Übertragung eines gesprochenen oder auch eines schriftlich vorliegenden Textes. Das bekannteste Beispiel fürs Dolmetschen ist sicher das Simultandolmetschen, das viele aus dem Fernsehen kennen.

Was zeichnet qualifizierte Dolmetscher/-innen aus?

Im Unterschied zum Übersetzen sind Dolmetscher/-innen im Kommunikationsprozess zwischen Sprecherin und Zuhörer direkt involviert. Für das Dolmetschen gelten daher ganz andere Anforderungen an die Technik der Übertragung aus einer Sprache in die andere. Die mündliche Übertragung setzt eine unmittelbare Erfassung des Gesagten durch den Dolmetscher voraus, der das in die andere Sprache Übertragene nicht korrigieren kann. Aus diesem Grund ist eine gründliche Vorbereitung in Bezug auf die Materie und ggf. auf den Sprecher für jeden Dolmetscheinsatz unumgänglich. Dolmetscher sind zudem neutral, sie bringen keinesfalls ihre eigene Meinung in den Dolmetschprozess mit ein. Kulturelle Unterschiede können ggf. erklärt, jedoch niemals gewertet werden.

Typische Tätigkeitsfelder von Dolmetschern:

Konferenzdolmetscher/-innen

Hierbei handelt es sich um Dolmetscher/-innen, die sämtliche Dolmetschtechniken – Simultandolmetschen, Konsekutivdolmetschen, Gesprächsdolmetschen und Flüsterdolmetschen – sicher beherrschen. Bei der Organisation einer zu verdolmetschenden Veranstaltung stehen sie Auftraggebern gegebenenfalls als beratende Dolmetscher/-innen zur Seite.

Gerichtsdolmetscher/-innen

auch: beeidigte, vereidigte, öffentlich bestellte Dolmetscher bzw. Verhandlungsdolmetscher – Dolmetscher/-innen, die entsprechend den Rechtsvorschriften des jeweiligen Bundeslandes von der zuständigen Behörde allgemein vereidigt oder beeidigt oder öffentlich bestellt sind und bei Gerichten, Notaren, Polizei und Behörden zum Einsatz kommen (siehe hierzu auch Beeidigung).
 

Im Rahmen ihrer Tätigkeit wenden Dolmetscher die folgenden Dolmetschtechniken an:

Konsekutivdolmetschen

Der Inhalt der Rede wird abschnittsweise und zeitversetzt in der Zielspache wiedergegeben. Dafür sind neben einem besonders geschulten Gedächtnis auch spezielle Notizentechniken erforderlich. Die Zahl der erforderlichen Konsekutivdolmetscher/-innen ist vom Schwierigkeitsgrad und der Einsatzdauer abhängig.

Einsatzgebiete:

Tisch- und Begrüßungsreden, bilaterale Verhandlungen, feierliche Anlässe (Festreden), Vorträge, Führungen usw. Wegen der nachträglichen Verdolmetschung ist – im Vergleich zum Simultandolmetschen – etwa die doppelte Zeit einzuplanen.

Simultandolmetschen

Beim Simultandolmetschen werden Redebeiträge fast in Echtzeit (simultan) übertragen. Dies erfordert höchste Aufmerksamkeit und Konzentration. Deshalb arbeiten für jede Sprachkombination in der Regel mindestens zwei Simultandolmetscher/-innen zusammen in einer schallisolierten Dolmetschkabine, wechseln sich regelmäßig ab und unterstützen einander.

Einsatzgebiete:

mehrsprachige Veranstaltungen, Konferenzen, Tagungen, Verhandlungen, Shows, Galas usw. 

Gesprächsdolmetschen

Beim Gesprächsdolmetschen (Sonderform des Konsekutivdolmetschens) werden kürzere Textpassagen in Gesprächssituationen zeitversetzt und abschnittsweise in eine andere Sprache übertragen.

Einsatzgebiete:

Verhandlungen am „Runden Tisch”, technische Gespräche (Maschineneinführungen), Tischgespräche usw.

Flüsterdolmetschen

auch: Chuchotage – Beim Flüsterdolmetschen handelt es sich um eine Sonderform des Simultandolmetschens, die sich nur für bestimmte Situationen eignet. Hierbei steht/sitzt der Flüsterdolmetscher/die Flüsterdolmetscherin hinter (oder neben) der Person, für die gedolmetscht wird, und flüstert dieser die Verdolmetschung der Redebeiträge zu. Wie beim Simultandolmetschen wird mit mindestens zwei Konferenzdolmetschern/-innen gearbeitet – und das (aus Gründen der Akustik und im Interesse der anderen Teilnehmer) für einen oder höchstens zwei Zuhörer/-innen.

In besonderen Fällen – wie bei Werksführungen, Stadt­besichtigungen usw. – kann mit Personen­führungs­anlagen auch für kleinere Gruppen gedolmetscht werden. Sie eignen sich jedoch nicht als Ersatz für Dolmetschkabinen im Rahmen größerer Veranstaltungen (Störeffekte durch gleichzeitig sprechende Redner und Dolmetscher sowie sonstige Hintergrundgeräusche).

Remote Interpreting (Videodolmetschen/Ferndolmetschen/Distance Interpreting)

Seit Beginn der Corona-Pandemie etabliert sich diese Form des Arbeitens immer mehr, da viele Präsenzveranstaltungen (Meetings, Konferenzen etc.) abgesagt bzw. in anderer Form durchgeführt werden. Die Dolmetscher/-innen sind nicht (mehr) persönlich anwesend, sondern über eine Audio- und/oder Videoübertragung mithilfe einer entsprechenden IT-Lösung mit den Teilnehmenden und Referenten verbunden. Der simultane Einsatz von Konferenzdolmetscher/-innen wird als Remote Simultaneous Interpreting (RSI) bezeichnet. 

Sonderform: Gebärdensprachdolmetschen

Gebärdensprachdolmetscher/-innen übertragen Äußerungen aus der gesprochenen Sprache in die gebärdete Sprache und umgekehrt. Sie sind in allen Lebensbereichen tätig: Bildung, Arbeitsleben, Behörden, Gesundheitswesen, Medien, religiöser Bereich, Konferenzen, vor Gericht usw.

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